In „NUR“ ungefähr 6 Stunden Fahrt geht es – beginnend im Morgengrauen und mitten im Nirgendwo vom Great Karoo – ein ordentliches Stück wieder zurück, in die Ecke Südafrikas aus der wir vor einigen Tagen gekommen waren.
Zurück, durch die eindrucksvolle Kulisse der Swartberge, die kleinen schnuggeligschönen Dörfer entlang der Gartenroute und in Begleitung der zauberhaften Küste des indischen Ozeans, fahren wir weiter und weiter. Südafrika hat etwas geschafft, was den wenigsten Kommunen an Küsten gelungen ist: Südafrika hat den Zauber des Ozeans, wie er mit spielenden Wellen auf den Strand trifft, erhalten und nicht mit Betonklötzen alias Hotels bebaut.
Südafrika hat sich den Zauber des Meeres und eine unvergleichlich schöne Kulisse bewahrt. Chapeau!
Wir fahren weiter, vorbei an Knysna, vorbei an George… und erreichen Mossel Bay (für uns das Ende der Gartenroute, in vielen anderen Fällen jedoch, geht es genau hier los 😉).
Ziemlich knapp vor dem südlichsten Punkt dieses wunderbaren Kontinents – an welchem der indische Ozean den Atlantik küsst – verlassen wir die wichtigste Strasse von Südafrika und biegen ab in Richtung Natur pur, in unseren Zielort: das Nature Reserve bei Herbertsdale.
NATUR PUR war uns versprochen worden, und NATUR PUR sollten wir erhalten.
Nach einer weiteren Stunde Fahrt und nachdem wir im Haupthaus eingecheckt haben, gehts auch direkt schon in den Jeep und ganz tief rein in die südafrikanische Wildnis. Allerdings in einer ganz anderen Form, als wir sie bis zu diesem Tag kennen- und liebengelernt haben.
Das Klima, ein ganz anderes: Feucht und um einiges kühler als im Great Karoo und die Landschaft hier: Üppig grün, und kunterbunt blühend, statt dort: Trocken und karg. Der Unterschied hätte kaum größer sein können.
Wir beziehen eines von 5 Zelten in einem tiefen Tal zwischen wild bewachsenen Hügeln (wir sitzen sozusagen im Kessel fest – hoffentlich ohne Kannibalen 🙈) und machen uns direkt auf den Weg in`s Küchenzelt, um unsere Ranger: Brandon und dessen Frau Stevie, kennenzulernen. Die beiden werden uns in den nächsten 7 Tagen alles beibringen, was sie wissen und was es braucht um hier im Nichts, inmitten vieler wilder Tiere zu überleben.
Meine erste Frage an Brandon: „Gibt es hier Spinnen?“ (Klar, gibts hier Spinnen! Wir sind im tiefsten Afrika, und mitten im Bush – was für eine Frage 🙄)
Brandon: „Ja, es KANN sich schon mal EINE ins Zelt verirren, aber das passiert eher selten und Probleme hatten wir NIE.“ und weiter: „Das Hauskeeping sucht 5x täglich die Zelte nach allem was krabbelt ab, und setzt wieder nach draußen, was sich ins Zelt verirrt hat.“
„Egal was ist, pfeift einfach in die Trillerpfeife, dann kommt SOFORT jemand von uns vorbei, um EUCH zu helfen.“
Brandon
Brandon spricht weiter: „Viel mehr Sorge bereiten uns die Elefanten. Die haben dieses Zeltcamp in den letzten Wochen nicht nur einmal, sondern gleich FÜNF MAL vollständig verwüstet.“ „Sie kommen des Nachts. Ihr werdet es schon aus weiter Ferne spüren: der Boden bebt unter Euren Zelten und das Bett wird wackeln, Ihr könnt es definitiv nicht verschlafen.“ „Die walzen alles platt, was sich in den Zelten befindet – einschließlich Euch, wenn Ihr nicht rechtzeitig abhaut…“
Ich so: „Sehr beruhigend. (Mit Elefanten werde ich fertig, die mögen mich 🤣) „Und was genau tun wir, wenn die Elefanten kommen?“ „Gibt es einen Masterplan?“
Stevie: „Ihr lasst sie gewähren…“ (OCH nö, ich dachte ich würde mich im Pyjama, vor diesen wütenden Riesen stellen und ihm in Stewardess – Manier die Regeln erklären 😉) „…und lauft, so schnell ihr nur könnt, weit weg!“ (Weglaufen?! Auf Hügel die in allen vier Himmelsrichtungen HOCH und STEIL über uns aufragen und zum Paragleiten taugen…!?? 🙈 Große Klasse dieser MASTERPLAN 😉)
Brandon wiederholt nochmal: „Oberstes Gebot, wenn Elefanten hier unten im Camp zu hören sind: LAUT PFEIFEN“ (mit der Minitrillerpfeife auf dem Nachttisch ? 🙄🤣) …“und SOFORT das Zelt verlassen! Haltet Euch nicht mit Eurem Gepäck auf, lasst alles stehen und liegen und rennt…“
Wir sitzen alle noch bisschen um das Lagerfeuer vor dem Küchenzelt, trinken Gin Tonic und spielen die Situation mit den Elefanten, in laut formulierten Gedanken lustig durch, bevor Oliviano und ich – hundemüde – in unser Zelt aufbrechen. Ich putze lediglich noch Zähne, dusche zackig mit kaltem Wasser (zu wenig Sonne und zu viel Schatten für einen solarbetriebenen Boiler 😉), verschließe danach artig und gewissenhaft unsere Taschen, so wie man es uns aufgetragen hat und schlafe prompt in der Sekunde ein, als mein müder Körper das Laken meines Bettes berührt.




SOUTHAFRICAN TOP MODEL SHOW
Am nächsten Morgen (unserem ERSTEN (!) Morgen) – um 5:00 klingelt der Wecker – watschele ich verschlafen in das Badezimmer unseres Zeltes, erledige im Halbschlaf meine Toilette und greife mit – nur einem zur Hälfte geöffnetem Auge (das andere schläft noch um diese Zeit 😉) – nach meiner Zahnbürste.
Kaum habe ich die Zahnbürste im Mund, glaube ich aus diesem einen und nur halbgeöffneten Augenwinkel heraus, etwas zu erkennen: Etwas GROßES. Etwas BRAUN-SCHWARZ-HAARIGES. Etwas, das sich links vor mir, an der braunen Zeltwand – direkt neben dem Spiegel – langsam abseilt.
Ich schließe die Augen, verdrehe sie innerlich genervt und spreche laut mit mir selbst (noch immer die Zahnbürste im Mund 🙄): „GABI, KOMM RUNTER!!! Das kommt nur von den Geschichten gestern Abend, das bildest du dir alles nur ein! Als würde sich gleich am ersten Morgen und ausgerechnet bei dir im Zelt, eine fette Spinne, so groß wie ein kleines Kaninchen, im Badezimmer vom Spiegel abwärts bewegen…“
Ich öffne mutig beide Augen, schmeiße die Zahnbürste vor Schreck in die Luft und blähe meine Backen auf:
DEFINITIV. KEINE. EINBILDUNG.
Dort hängt wirklich eine handrückengroße und sehr haarige BABOON Spider (gemessen am Handrücken meines Sohnes und Oliviano hat Hände so groß wie Klodeckel 🙈), an einem Faden, der so dick ist, wie die Angelschnur auf einer Hochseeyacht.
Ich bin stocksteif vor Schreck und dieses Biest sieht mich direkt an und wetzt ihre Vorderbeine in meine Richtung, als wollte sie mir sagen: „ÄLLABÄTSCH… it`s not a dream… welcome to reality.“
Plötzlich kommt Bewegung in meine Beine: Ich stürze mich mit einem Affenzahn auf mein Bett, schnappe mir die Trillerpfeife und puste in dieses Ding wie Kate beim Untergang der Titanic. (Ihr wisst schon: „…KOMM ZURÜCK…KOMM ZURÜCK…“ 😉) Dummerweise habe ich meinen Sohn vergessen, der im Bett neben mir, noch tief und fest schläft (aaaber, nicht mehr lange 😝🙈) diese kleine unscheinbare Pfeife hat sooo viel BUMS 💥 dass Oliviano innerhalb von Sekunden (ich war noch nicht mal fertig mit Pfeifen 🙄) sofort hochaufgerichtet auf seinem Bett steht (der arme Kerl, weiß gar nicht wirklich was los ist 🙄).
„MAAAMAAAA…was zur Hölle soll das?!“
Ich erkläre ihm – zwischen dem Pfeifen (ich muss sichergehen, dass mich tatsächlich jemand hört und pfeife deshalb unbeirrt weiter…😝) – die Sachlage und er – mein Sohn der Spinnenkönig und DERJENIGE, der Spinnen über alle Maßen liebt – macht sich auf den Weg ins Badezimmer:
Aber MISS-CURLY-HAIR-MONSTER-SPIDER hat ihre Morgentoilette wohl zwischenzeitlich beendet und ist ausgegangen: SIE IST EINFACH WEG! (Hab ich mir dies Alles am Ende nur eingebildet???)
Kurz darauf kommt Brandon um die Ecke geeilt … ZU SPÄT 🙄… die Show ist längst vorüber, aber er sucht gemeinsam mit Oliviano (der unbedingt das Kaninchen an der Angelschnur sehen möchte 😝) das ganze Badezimmer ab, doch ohne Erfolg. Außer ein paar kleinen Spinnen (wie man sie von zuhause kennt) ist nichts zu sehen.
Wir begeben uns zum Frühstück ins offene Küchenzelt, geben dort unter viel Gelächter unsere Guten-Morgen-Geschichte zum Besten und machen uns auf den Weg, die Löwen zu tracken. Während des ganzen Tages, überlege ich immer wieder, ob ich mir dieses morgendliche Schauspiel tatsächlich nur eingebildet habe? Habe ich echt soooo viel Fantasie…???



ICH LIEBE MITTAGSSCHLÄFCHEN IN DER NATUR
Nach einem erfolgreichen Vormittag im südafrikanischen Bush, an welchem wir nach stundenlanger Fahrt über Stock und Stein, doch noch die Löwen aufgespürt haben und sie sogar bei der Jagd beobachten durften, kehren wir gegen 14:00 Uhr, zum Lunch, zurück ins Camp.
Ich beschließe, mich im Anschluß daran für ein kleines Verdauungsschläfchen kurz hinzulegen, lasse dabei das Zelt aber weit geöffnet, damit alles, was eventuell drin ist aber nicht reingehört, ungehindert und auf direktem Weg wieder zurück, nach draußen ins Freie marschieren kann.
Ich liebe diese Mittagsschläfchen: alle Gliedmaßen von mir streckend, in einem frischen und mit weißer Bettwäsche bezogenem Bett liegend, in freier Natur, unendlich viele Geräusche der unterschiedlichsten Tiere im Ohr und eine leichte, warme Brise von afrikanischem Wind auf meiner Haut…❤️ was könnte es Schöneres geben?
In weißer Voraussicht auf den Abend, und darauf, dass womöglich der Boiler wieder schlapp macht, beschließe ich direkt nach meinem Schläfchen eine Dusche zu nehmen. Mit gemischten Gefühlen, und suchendem Blick mache ich mich auf ins Badezimmer unseres Zeltes, schaue mich vorsichtig um, und sehe: NICHTS. Puuuuhhhh…Glück gehabt!
Mit neu gewonnenem Elan und Urvertrauen, ziehe ich den braunen Duschvorhang mit Schwung zurück und bin ehrlich erstarrt. Dort sitzt zwar nicht MISS-CURLY-HAIR-MONSTER-SPIDER, dort sitzt ein anderes SPIDER-TOP-MODEL, eines mit frecher Kurzhaarfrisur und etwas kräftigeren, aber nicht weniger langen Oberschenkeln (muss wohl ein CURVY-MODEL mit PIXIE-CUT sein 🙈), um genau zu sein: es ist dieses Mal eine RAIN-SPIDER (Es macht es dummerweise nur nicht wirklich angenehmer, zu wissen um welche Art von Spinne es sich handelt 🙄), auch sie sieht mich direkt an, mit ihren sechs Kulleraugen, verzichtet allerdings darauf, mit mir kommunizieren zu wollen. (Eingebildetes Ding 😉)
Dieses Mal zögere ich nicht und schließe auch nicht meine Augen, ich versuche auch nicht mich lautstark, durch gutes Zureden selbst zu beruhigen, ich schrei sofort drauflos, schnappe mir die Trillerpfeife und puste was nur geht.
Gefühlte Stunden später, kommt Oliviano – der unterwegs in der Prärie auf Spinnenjagd war (er hätte mal lieber im Zelt bleiben sollen, da wäre ER gefunden worden 🙄), im Schlepptau mit Brandon und Stevie. Doch wie schon am Morgen stellen sie – nun zu Dritt – das gesamte Zelt auf den Kopf, aber MISS-CURVY-PIXIE-CUT hat ebenso keine Sprechstunde, wie MISS-CURLY-HAIR. Offenbar spielen wir wieder mal: “Ich sehe was, was du nicht siehst…”.
Mir reicht`s. Ich schnappe mir mein Duschzeug und mache mich auf den Weg in die Outdoordusche, auf halber Höhe eines der Hügel, in der Hoffnung dort oben die SPINNENFREIE Zone zu finden (hat geklappt – ich überlege nun, die nächste Nacht, dort oben unter der Dusche zu schlafen 😉). Dort steht, von hier unten gut einsehbar eine Duschstange mitten in der Sonne… “Peepshow für Arme”…egal, alles ist besser als mit 16 zusätzlichen Beinen, im Zelt unter der Dusche zu stehen.
Es ist zum verrückt werden, ich komme mir inzwischen nämlich vor, wie eine Dramaqueen auf einem nach Aufmerksamkeit schreienden Erfindungstrip. Ich hab sie gesehen. ALLE BEIDE. Und mal ganz ehrlich: Beine, so dick wie mein kleiner Finger, kann man sich nicht so ohne weiteres ausdenken…
Inzwischen bin ich nach nur einem einzigen Tag und nur einer einzigen Nacht so demoralisiert, dass ich mich wirklich und wahrhaftig unendlich gestresst fühle, wenn ich nur darüber nachdenke, heute Abend wieder dieses Zelt betreten zu müssen. Ich spreche hier nicht von “kleinen” Spinnen, wie sie bei uns zu Hause möglicherweise als fette schwarze Hausspinnen bekannt sind (solche gibt es hier ebenfalls zuhauf in jedem Zelt – man könnte sagen, die gehören zur Grundausstattung 😝). Ich spreche hier von wirklich und wahrhaftigen HAUSTIEREN. Ich spreche von: “ICH-LEG-DIR-EINE-LEINE-UM-UND-FÜHRE-DICH-SPAZIEREN-TIEREN”.
Brandon bietet mir an, in ein anderes Zelt umzuziehen, doch wo würde hier der Sinn liegen?
Ich bin nun wirklich nicht empfindlich. Ich habe auf meinen vielen Reisen auf und durch den afrikanischen Kontinent die unglaublichsten Lebewesen sehen und bestaunen dürfen. Spinnen jeglicher Art inbegriffen. Doch diese übergroßen, haarigen Wesen draußen in der Natur zu bestaunen ist eine Sache, aber sie in meiner unmittelbaren Nähe zu wissen, mir vorzustellen, wie sich sich nachts, wenn ich schlafe auf meinen Körper abseilen und mir möglicherweise übers Gesicht laufen – das schlägt dem Fass den Boden aus – das ist für mich NICHT tragbar!
Man kann diesen Tieren auch nicht wirklich aus dem Weg gehen oder sich durch ein Moskitonetz schützen, oder das Zelt gut verschließen, oder oder oder… die kommen von oben, von unten, von links und von rechts, die kommen einfach von allen Seiten genau dort hin, wo sie eben nun mal hin wollen, und du kannst nichts dagegen tun, außer flüchten.
Nachdem ich bei unserem nachmittäglichem Bushwalk GLÜCKLICHERWEISE (nun weiß ich wenigstens, dass ich nicht verrückt bin 😅) erfahren habe, dass auch in den anderen drei belegten Zelten, derartige Tiere mehrfach aufgetaucht sind und einer der MÄNNER (!) vor Schreck und mit viel Schwung, schreiend über die Veranda des Zeltes nach unten in den Bush gesprungen ist – zum Glück blieb er unverletzt – (ich war wohl zu dieser Zeit gerade mit “peepen” hoch oben auf dem Berg beschäftigt 😝) fühle ich mich zumindest dahingehend besser, dass ich nun weiß, dass andere auch wissen, dass ich nicht ohne Grund splitterfasernackt und von Kopf bis Fuß in leuchtend weißen Schaum gehüllt, hoch oben im Bush als professionelle DAILY-PEEP-SHOW-BUSH-ANIMATEURIN zur allgemeinen Unterhaltung der Touristen und hiesigen Tierwelt unterwegs bin.
Ein sehr beruhigendes Gefühl.



JE DICKER DIE SCHWANZSPITZE – DESTO TOXISCHER
Die Nacht kommt dennoch auf uns zu und damit auch die Sorge über weitere Mitbewohner in unserm Zelt. Wir – fünf der sechs Bewohner der drei belegten Zelte – sitzen gemeinsam mit Brandon und wieder bei Gin Tonic am Lagerfeuer vor dem Küchenzelt und erzählen uns gegenseitig unsere heutigen Erlebnisse und Eindrücke.
Einzig Oliviano ist unterwegs, erneut auf der Jagd nach Spinnen und Skorpionen – im tiefsten Dunkel der Nacht und mit Taschenlampe, streift er zwischen den Zelten umher (mir völlig Schleierhaft, was genau bei seiner Erziehung schiefgelaufen ist 🙄).
Als er plötzlich begeistert ankommt und uns im Kerzenlicht einen kleinen pechschwarzen Skorpion auf seiner Hand (!) präsentiert und mitfaszinierter Miene von Brandon wissen möchte, um welche Spezies es sich hierbei handelt.
Brandon ist jedoch nicht so sehr Fan von diesen kleinen Krabbeltieren – wie Donovan, unser Ranger vom Great Karoo – eher im Gegenteil: Brandon wird sogleich verhalten panisch, versucht sich zwar sofort zu kontrollieren, aber es war für uns alle deutlich spürbar. Offenbar handelt es sich bei diesem Skorpion um ein Tierchen, aus der Gattung ZIEMLICH TOXISCH, welches putzmunter mit seinem hoch über den gesamten Körper aufgerichtetem und doppelt so großen Schwanz, im Vergleich zu den beiden Scheren, auf Oliviano`s Unterarm entlang marschiert.
Von Donovan haben wir gelernt: Je größer die Schwanzspitze im Vergleich zu den Scheren, desto Giftiger das Toxin des jeweiligen Skorpions und zwar unabhängig davon, welche Farbe dieses Tierchen hat.
Wenn dieser Regelsatz stimmt – woran ich keinen Zweifel habe – dann sitzt hier wirklich eine “kleine” Granate auf dem Arm meines Sohnes. Brandon, führt die Sachlage noch weiter aus und erklärt uns, dass wir sofort einen Hubschrauber anfordern müssen, sollte dieses Tierchen Lust darauf haben, zuzustechen und macht sich direkt auf die Suche nach seinem Funkgerät.
Oliviano wäre aber nicht Oliviano, wenn er nicht ganz ruhig und gechillt auf diese Nachricht reagieren würde, es gelingt ihm ohne Zwischenfall, jedoch mit leichtem Bedauern in seiner Stimme, die KLEINE SCHWARZE GRANATE ruhig und unversehrt im Schutz des umliegenden Dickichts in die Freiheit zu entlassen.
Ich schwöre, ich habe meinem Sohn schon im Alter von zwei Jahren erklärt, dass man mit den Augen und nicht mit den Händen schaut – hat IMMER wunderbar funktioniert, nur nicht wenn es um diese kleinen Krabbeltierchen geht, da scheint bei ihm jegliche Vernunft und Vorsicht verloren zu gehen.
Mein Sohn meldet sich bei mir ab (oberstes Gebot im Bush) um kurz ins Zelt zu gehen, um sich Hände und Arme zu waschen. Es dauert bestimmt – mindestens – 40 Minuten, bis er wieder aus dem Dunkel der Nacht vor uns auftaucht – und zwar mit einer großen Plastikgalone, die NORMALERWEISE Trinkwasser beinhaltet, diesmal aber gefüllt ist, mit einem WEIßEN ETWAS, dass auf den ersten Blick definitiv NICHT zu erkennen ist. Oliviano`s stolzer Gesichtsausdruck hätte mir aber Warnung genug sein müssen 🙈.



ER hatte tatsächlich eine Privataudienz bei MISS-CURLY-HAIR-MONSTER-SPIDER und hat sie daraufhin eingeladen, ihn auf einen Drink in geselliger Runde zu begleiten. (Ich bin ehrlich gespannt wie ein Flitzebogen, auf die Schwiegertochter, die er mir irgendwann mal vorstellen wird 😝).
Er klärt uns auf: “Ehrlich, ich wollte NUR Hände waschen, und da saß sie, genau an der Stelle neben dem Spiegel, wo du sie heute Morgen gesehen hast (schon wieder 🙈 womöglich hat sie sich vor dem Zubettgehen noch schnell eine meiner Gesichtsmasken gegönnt 🙄), ich dachte mir, dass du bestimmt keine Lust hast, dieser Lady heute nochmals zu begegnen, also habe ich sie vorsichtig in die Flasche gesteckt und mitgebracht.”
Ich so: “Das verstehe ich und ich danke Dir dafür. Aber warum ist MISS-CURLY-HAIR so weiß? (Womöglich hatte sie ein Bodyshaping geplant 🙄) “Und wie zur Hölle konntest du sie – ohne Dich oder sie zu verletzen – in diese Flasche stecken?” (Baboon Spider`s sind sehr gefürchtet, weil sie durch ihre großen Reißzähne und Brennhaare, uns Menschen ziemlich verletzten können)
Er klärt mich auf: “Ganz einfach. Nachdem sie mich regelrecht angeknurrt hat, als ich sie vom Spiegel nehmen wollte …”(sehr beruhigend, dass sie nicht gebellt hat 😝), “…habe ich nach etwas in deinem Beautybag gesucht, womit ich sie betäuben kann. Das TROCKENSHAMPOO war perfekt dafür geeignet: Es verklebt die feinen Härchen nicht, lenkt sie kurzzeitig ab und gut riechen tut sie nun auch…”
Inzwischen sieht MISS-CURLY-TROCKENSHAMPOO schon wieder quietschfidel aus in ihrer Flasche (“FLASCHENGEIST”: für mich ab heute eine ganz andere Bedeutung 😉) und drängt darauf, in die Freiheit entlassen zu werden. Oliviano öffnet die Flasche und entlässt sie, einige Meter vom Zelt entfernt, in die Dunkelheit der südafrikanischen Wildnis. Wir alle lachen uns ziemlich schlapp, weil dieses große achtbeinige Tier nahezu heller leuchtet als die unzähligen Sterne am Himmel, als sie zwar putzmunter aber zutiefst beleidigt, wie eine Diva davon stolziert.
Kurz darauf müssen wir, wohl oder übel in unsere Zelte. Keiner von uns hat dabei ein gutes Gefühl oder verspürt Freude, bei dem Gedanken daran, in diesen Zelten schlafen zu müssen. Neben der Tatsache, dass du wirklich immer ganz genau, alles wieder gründlichst verschließen musst, was du auch nur ansatzweise geöffnet hattest (es gibt schließlich noch viele weitere Tierchen in unserem Zelt, nicht nur diese nach Aufmerksamkeit heischenden Diven 🙄).
Selbst Oliviano ist mulmig zumute als wir beide, jeder in seinem Bett, liegen (und das will mal wirklich was heißen). Ich für meinen Teil habe sämtliche Enden meines Bettlakens und auch die der Decke, fest unter die Matratze geklemmt und nehme mir vor, mich auf keinen Fall zu bewegen oder gar umzudrehen, um nichts davon auch nur einen Zentimeter weit zu öffnen und irgendwelchem Getier möglicherweise dadurch Zutritt zu gewähren.
Tatsächlich schlafe ich kaum in dieser Nacht, aus Angst, dass sich eines dieser behaarten Tiere doch irgendwie Zutritt in mein Bett verschaffen könnte. In den Momenten wo mir die Augen doch kurz zufallen, träume ich die wildesten Träume von mir im Kampf mit Vogelspinnen, die so groß sind wie Aragog aus Harry Potter.
Am nächsten Morgen wachen wir beide völlig erschlagen und gerädert auf. Nachdem Oliviano mir sagt, dass er ebenso kaum geschlafen hat, weil ihn die Vorstellung im Schlaf von diesen Tieren überrascht zu werden (ER hat nun auch allen Grund dazu, die Rache von MISS TROCKENSHAMPOO zu fürchten 🤣), wach gehalten hat.
Ich beschließe, dem nun ein Ende zu setzten und spreche mit Brandon, dass wir abreisen. JETZT und HEUTE! Sollte er kein freies Bungalow, OBEN in der Nähe des Haupthauses zur Verfügung haben (das Problem ist nämlich hier unten, nur dieser „feuchtwarme Kessel”), werden wir in Kauf nehmen, erneut sechs Stunden zurück, in Richtung Abigail und Donovan fahren zu müssen. Die Beiden haben auf jeden Fall Platz für uns.
Brandon hat verstanden, dass es mir ernst ist, weil wir unser Gepäck, vollständig gepackt, direkt mit zum Jeep gebracht haben. Ich möchte auf keinen Fall – aufgrund irgendwelcher möglicher Ausreden – einen Grund haben müssen, wieder in den „Kessel“ zurückzukehren …
In einer weiteren Fortsetzung erfahrt Ihr, wo wir nach diesem Abenteuer gelandet sind 🙈, was es mit “Bonnie the Bitch” auf sich hat und warum wir Tage später plötzlich in einer 250 Quadratmeter großen Villa, mit 3 Schlafzimmern und Hauspersonal aufgewacht sind 🙄…
Ihr dürft also weiterhin gespannt sein, diese Reise hat uns so viele Abenteuer beschert, dass wir beide noch heute sehr oft darüber sprechen und davon zehren – vor allem in diesen reisefreien Zeiten. Ich kann nur jedem empfehlen, irgendwann einen derartigen Trip mit seinem “Kind” zu unternehmen.
Es ist eine unglaublich wertvolle gemeinsame Zeit, die sich unendlich tief in beide Gedächtnisse einbrennt, tiefe Emotionen verankert und die weder ich, noch mein Sohn jemals wieder vergessen werden. Oliviano und ich, werden auf jeden Fall, bei nächster Gelegenheit einen weiteren gemeinsamen Abenteuertrip unternehmen…♥️
Lebenslustige Grüße
Gabi ♥️
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